Bei jedem Schäferlauf treten junge Frauen der neunten und zehnten Klasse des Bildungszentrums mit Wasserkübeln auf den Köpfen in einem Wettlauf gegeneinander an. Nach fast 50 Jahren haben die derzeitigen Holzkübel ausgedient. 20 neue konnten Wassermeister Werner Schanz und der Kulturbeauftragte Maximilian Ormos letzte Woche bei Reinhold Knorr in Haiterbach abholen.

Vor acht Jahren fiel die Entscheidung, neue Kübel in Auftrag zu geben. Die alten sind trotz guter Pflege und Lagerung zwischenzeitlich undicht. Werner Schanz hat mehrfach Reparaturen an ihnen vorgenommen, stieß jedoch langsam an seine Grenzen. Jemanden zu finden, der das alte Handwerk noch beherrscht, war jedoch gar nicht so einfach. Bis ins Ausland schweifte der Blick, doch ohne Ergebnis. Nach langer Recherche fand Werner Schanz einen Kübler in unmittelbarer Nähe: Reinhold Knorr aus Haiterbach hat das Handwerk von der Pike auf im elterlichen Betrieb gelernt. Der Clou: Sein Vater Emil Knorr fertigte 1974 die bisherigen Kübel für Wildberg.

Vor einem Jahr kamen die Verantwortlichen zusammen und nach ein wenig Bedenkzeit machte sich Reinhold Knorr ans Werk. „Diese neue Herausforderung hat mich angespornt“, erzählt er. Die Küblerei Knorr besteht bereits seit 1892. Während es um 1900 noch 44 Kübler in Haiterbach gab, die unter anderem Wasch- und Badezuber, Sauerkrautkübel sowie Tränk- und Güllekübel für die Landwirtschaft fertigten, ist das Handwerk heute eine „bundesweite Rarität“, weiß Knorr. Er erhalte die Tradition, die er auch an seinen Sohn weitergegeben hat, mit viel Herzblut. Zwischenzeitlich stellt der Betrieb fast ausschließlich Holzeimer aus Buchenholz für die Asphaltindustrie her. Die Kübel für die Wasserträgerinnen sind eine ganz andere Hausnummer: Sie sollten den Originalen möglichst ähnlich sein. Für sie besorgte Reinhold Knorr Tannenholz aus dem Waldachtal. In Kürze erklärt er den Herstellungsprozess: Aus der astfreien Bretterware sägte er die Dauben heraus, bestrich sie mit Leim, band sie mit Reifen ab, brachte sie auf Höhe und Bodennut, entfernte schnell den unteren Reifen und brachte mit einem Schlagholz und Leim den Boden ein. Dann legte er die neuen Reifen an, brachte alles in die endgültige Kübelform und sägte noch die Haltelöcher in die beiden verlängerten Dauben jedes Kübels. „Ich musste mich erstmal neu formieren“, erklärt Reinhold Knorr. Tannenholz sei in der Verarbeitung nicht mit Buchenholz vergleichbar. Solche Kübel herzustellen, funktioniere nur in Handarbeit – und damit ist jeder ein Unikat.

Maximilian Ormos sprach Reinhold Knorr im Namen der Stadt Wildberg ein großes Dankeschön für diesen Einsatz aus. Es sei ein Glück, noch jemanden zu finden, der dieses Handwerk beherrscht. Umso schöner, dass es pünktlich zum Jubiläumsjahr des Schäferlaufs gelungen ist. Außerdem ist das Interesse am Wettlauf der Wasserträgerinnen größer denn je. Letztes Jahr habe es mehr Anmeldungen als Kübel gegeben, so Werner Schanz, was dem Kollegium am Bildungszentrum zu verdanken sei, das kräftig die Werbetrommel rühre. 2024 dürfen die jungen Frauen dann erstmals mit den neuen Kübeln an die Startlinie treten. Bis dahin bringt Werner Schanz noch ein Schaumstoffpolster an der Unterseite an. Und natürlich werden die Kübel wieder mit schönem Blumenschmuck dekoriert.

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