„Ein Fest ist dann ein rundum schönes Fest, wenn nichts Schwerwiegendes passiert ist.“ Dieser Satz ist für jeden Veranstalter eine Art „Gesetz“. Er gilt auch für Großveranstaltungen wie den Schäferlauf, für den es ein eigenes, aufwendig erstelltes Sicherheitskonzept gibt und bei dem viele Kräfte unterschiedlicher Einrichtungen im Einsatz sind.
Für die Erstellung des mehr als 150 Seiten starken Sicherheitskonzeptes hat sich Wildberg bereits 2018 professionelle Hilfe geholt: die Firma BbVS, gegründet von André Werner. Dieses Konzept hebt die Sicherheit auf ein neues Level. Selbst eine zweistündige Schulung aller Verantwortlichen wurde durchgeführt.
Die verkehrsrechtlichen Voraussetzungen – dazu gehört die Festzuggenehmigungen durch das Landratsamt – sind schon Routine. Die umfangreichen Auflagen werden durch Baubetriebshof, Ordnungsamt und Vollzugsdienst akribisch umgesetzt.
Ohne Polizei geht nichts: Klaus Armbruster, Erster Polizeihauptkommissar, war an allen Tagen als Einsatzleiter verantwortlich. Bei der Nachbesprechung zu 2018 habe man ein paar kritische Punkte angemerkt, erinnert sich der Leiter des Nagolder Reviers, welche die Stadt und Schäferlauforganisator Eberhard Fiedler gut angepasst hätten. Auch ein Kooperationsgespräch mit den anderen Beteiligten fand statt – eine gute Sache, wie Armbruster findet. 2022 sei der Schäferlauf aus polizeilicher Sicht „so gut wie noch nie“ gelaufen. Im Festzelt und auch beim Festzug habe gute Stimmung geherrscht. Rund 30 Polizisten – vom Nagolder Revier, der Verkehrspolizei Pforzheim und Freudenstadt und der Reiterstaffel – waren im Einsatz.
„Genial“ sei besonders die Sicherung der Klosterbrücke gewesen. Eberhard Fiedler habe vorab in einem Anwohnergespräch geklärt, dass zu den Hauptzeiten wenn möglich auch kein Anwohner hier durchfährt. „Das haben die Anwohner richtig gut akzeptiert“, bedankt sich Armbruster. Selbiges galt für die Gäste des Campingplatzes. Die Teilnehmer des Festzuges warteten in diesem Jahr beim Schäferlaufplatz, bis alle Gruppen über die Klosterbrücke waren, ehe sie den Rückweg antraten, sodass die Situation an diesem „Nadelöhr“ entspannt war. Ein „großes Lob und Dankeschön“ spricht Klaus Armbruster auch der Feuerwehr aus, welche die Polizei hier unterstützt hat.
Die eigentliche Aufgabe der Feuerwehr ist der Brandschutz. Der Kommandant hatte hier freie Hand, das Notwendige zu organisieren.
Eine „hochprofessionelle Zusammenarbeit“
Der Rettungsdienst war mit zwei bis 36 Kräften von sechs Ortsvereinen quasi rund um die Uhr vor Ort. Selbst ein Hubschrauberlandeplatz war in der Einsatzplanung festgelegt. Während des Schäferlaufs waren 79 Erstversorgungen vor Ort mit einfacher Hilfeleistung notwendig, bei 17 Patienten mussten weiterführende Maßnahmen ergriffen werden, eine Person schwebte aufgrund einer Grunderkrankung in akuter Lebensgefahr, berichtet Einsatzleiter Andreas Riffel. Unterm Strich waren Hitze – wobei 600 kostenlose Strohhüte sowie Wasser an die Festzuggruppen verteilt wurden – sowie vereinzelt Wespen und Bienen die Gründe für die meisten Hilfseinsätze. Riffel bedankt sich für die hochprofessionelle Zusammenarbeit, die „hervorragend“ lief.
Selbstverständlich stand man in Kontakt mit der Integrierten Leitstelle Calw, allen Rettungs- und Einsatzkräften und mit dem Deutschen Wetterdienst. Für Fälle der Zelträumung waren im Kernstadtgebiet zahlreiche Notunterkünfte vorbereitet.
Die Besucher und Gäste können davon ausgehen, dass Festzelt, Tribünen und die Geschäfte des Vergnügungsparks baurechtlich und technisch in Ordnung sind. Eine vorherige Prüfung durch das Landratsamt ist Pflicht. Bei der Bewirtschaftung ging es vor allem um die Hygiene. Dazu gehört auch eine spezielle Organisation bezüglich der vielen WC-Anlagen. Bei den Zeltveranstaltungen ist der Jugendschutz zu beachten. Hier half, je nach Veranstaltung, ein seriöser und kompetenter Sicherheitsdienst – in Wildberg seit Jahren S.O.N. Security – mit acht bis zehn Kräften pro Abend. Zu deren Aufgaben gehörte die Überwachung und Sicherstellung der bei allen Veranstaltungen notwendigen Notausgänge und Fluchtwege.
Auch an die Tiere wird gedacht
En Tierarzt, der die Kutschpferde untersucht, und ein Kutschensachverständiger sind inzwischen Standard beim Schäferlauf. Jede Kutsche/Reitergruppe hat einen Betreuer, der seitlich für den Sicherheitsabstand zu den Festzug-Zuschauern sorgt. Im Bereich der Festzugstrecke gab es fünf Notausspannstationen. Hier können Pferde ausgeleitet werden, was für eine Reiterin und ihr Pferd notwendig war. Nicht unkritisch ist die Festzugstrecke im Bereich des Vergnügungsparks, weshalb in dieser Zeit alle Fahrgeschäfte stillstehen. Nach dem Festzug stehen die Pferde auf ausgewiesenen Plätzen, wo eine erfahrene Reiterin die Leitung hat und die Tiere Wasser erhalten.
Es versteht sich von selbst, dass alle wichtigen Telefonnummern griffbereit waren und die organisierten Bereitschaftsdienste der Wasserversorgung, der Abwasserentsorgung, der Stromversorgung, die Elektrofirma und auch ein Auto-Abschleppdienst zu den jeweiligen Zeiten bereitstanden – teilweise rund um die Uhr. Das alles, Blaulichtbereich ausgenommen, lief in einem ständig besetzten Sicherheitsbüro im Gebäude der Musikschule zusammen. Jeder der 14 hier eingesetzten Verantwortlichen verfügte über ein mehrseitiges Sicherheitshandbuch.
Maximilian Ormos und Eberhard Fiedler zeichneten für die Sicherheit verantwortlich und spielten im Vorfeld unter Einbeziehung aller Leitungskräfte von Polizei, DRK und Feuerwehr gedanklich alle möglichen Szenarien durch. Es sollte nichts dem Zufall überlassen bleiben. Wichtig: Je weniger die Besucher davon mitbekommen, desto besser war die Organisation.
Fazit: Der Wildberger Schäferlauf war trotz Besucherrekord jederzeit sicher.